Kurze Auswärtsfahrten sind in der aktuellen Saison Mangelware. Acht von elf möglichen Destinationen bedingen Fahrstrecken von 500 Kilometern oder mehr. Und wenn das nicht genug ist, dann wird auch noch an einem Sonntagabend gespielt. Letzteres traf auch für das Duell mit Lok Bernau zu, doch bei läppischen 225 Kilometern Anfahrt war für uns die Organisation eines Fanbusses ein klarer Fall!
Wir haben Grund zum Feiern!
So machten sich am Ende insgesamt 25 Dresdner mit unserer offiziellen Fahrgemeinschaft auf den Weg ins Brandenburgische. Begleitet von Titans-Geschäftsführer Jörn
Müller wurde während der entspannten Anreise noch die Weihnachts- respektive Neujahrsfeier nachgeholt und alle Mitfahrer erfreuten sich an heißen und kalten Getränken auf Kosten des Hauses, wobei
für jedes Alter etwas dabei war.
Gerne hätten wir in noch größerer Runde auf ein hoffentlich erfolgreiches 2019 angestoßen. Doch der schon angesprochene Spieltermin an einem Sonntagabend mit
Rückkehr gegen 22 Uhr und die parallel stattfindende Partie der JBBL verhinderten eine höhere Auslastung. Zudem wurde es im Gästeblock der Erich-Wünsch-Halle ohnehin doppelt voll, da sich zu den
Busreisenden noch einmal ungefähr dieselbe Zahl Privatfahrer gesellte.
Ein bisschen Kultur muss sein
Das Stichwort Erich-Wünsch-Halle ist unsere Chance, mal wieder dem eigenen Anspruch auf Bildungsauftrag nachzukommen. Die bis Sommer 2015 schlicht als
Mehrzweckhalle betitelte Örtlichkeit ist nunmehr nach einer der prägendsten Figuren der Bernauer Basketballgeschichte benannt. Erich Wünsch kehrte als Kriegsversehrter in seine Heimat zurück und
widmete sich fortan vor allem dem Basketball- und Behindertensport. Sympathisch, wenn ein solches Lebenswerk am Ende in Stein fortbesteht. Und wieder was gelernt.
Zur Spielstätte selbst ist dann effektiv gar nicht so viel zu sagen. Vermutlich wurde die Erich-Wünsch-Halle vor nicht allzu langer Zeit erbaut oder saniert, der
optische Eindruck im Inneren wusste zu gefallen. Jedoch scheint die Bezeichnung Mehrzweckhalle etwas dick aufgetragen. Formal erinnerte das Rund jedenfalls eher an eine klassische Schulturnhalle
mit nur einer Tribünenseite.
Von spannenden Umständen und angenehmen Gastgebern
Zwei Hingucker gab es trotzdem: zum einen die den Ligavorgaben geschuldete LED-Leinwand, die offenbar zu jedem Heimspiel der Lok auf- und wieder abgebaut wird und
nicht so richtig ins Bild passte. Zum anderen fiel sofort die helle Innenausstattung der Halle ins Auge. Man kann sicherlich darüber streiten, ob hellbeige Filzwände in einer Sportstätte eine
clevere Entscheidung sind. Für den Sicherheitsdienst war es jedenfalls Grund genug, um sämtliche Speisen und Getränke rigoros von der Tribüne zu verbannen. Da aber selbst die heimischen Zuschauer
nicht ganz firm mit dieser Regelung waren, hatten die Ordner alle Hände voll zu tun und wirkten dementsprechend etwas gereizt.
Konträr dazu trat der „Chef des Tages“ der Bernauer Organisatoren auf. Völlig lässig konnte das für uns vorbereitete Areal hinter dem Korb mit wenigen Nachfragen
dezent umgestaltet und ein Platz für die Zaunfahnen gefunden werden. So wünscht man sich das, vielen Dank dafür.
Die alte Leier
Was wir uns auch gewünscht hätten, wäre ein starker Auftritt der Titans gewesen. Wie allseits bekannt sein dürfte, war das aber nicht der Fall. Vielmehr gab es das
übliche Auf und Ab, wobei in der zweiten Halbzeit deutlich mehr negative Höhepunkte wahrzunehmen waren. Auch an uns ging das nicht spurlos vorbei. Nachdem wir vor Spielbeginn und während der
ersten Hälfte richtig gut loslegten, bremste uns der aufkeimende Frust mehr und mehr aus. Zu oft verfehlten Pässe und Würfe ihr Ziel und landeten in des Gegners Händen, sodass man über die vollen
40 Minuten gesehen nicht wirklich von einem unserer glanzvollsten Auftritte sprechen konnte – egal ob auf dem Parkett oder den Tribünen.
Und beim Gegenüber?
Spannend verhielt sich in Sachen Support der Blick auf die Gegenseite. Getrommelt wurde auf vier Klangkörpern, Schlachtrufe gab es fast keine. „Trommelclub“ könnte man also meinen, aber ganz so einfach verhielt es sich dann doch nicht. Der überwiegende Teil des Publikums der über 38.000 Einwohner zählenden Stadt Bernau zeichnete sich nämlich durchaus durch Identifikation und Mitmachquote aus und der Einsatz der Trommeln wirkte trotz der hohen Anzahl durchaus dosiert. Insgesamt entstand so eine Mischung, die durchaus Potential für mehr gehabt hätte.
Für Verwirrung sorgte lediglich eine Gruppe junger Männer auf dem Tribünenumlauf, die während des Spiels konsequent auf unseren Trommelrhythmus und nicht auf den der eigenen Anhänger brüllte. Somit legte man sich praktisch mit der eigenen Haupttribüne an und schuf einen regelrechten Kanon - allerdings ohne wohlklingenden Effekt. Die in zivil auftretende Truppe wurde unsererseits in die Kategorie pöbelnde Milieu-Eventies einsortiert. Ob die gleichen Herrschaften dann nach dem Spiel auch für das Anstimmen eines „Auswärtssieg“-Schlachtrufs auf Bernauer Seite verantwortlich war, konnte nicht abschließend geklärt werden. Zuzutrauen wäre es ihnen gewesen.
Gar nichts. Zusammenpacken. Ende!
Besser als Kranführer Ronny hätte man unsere Gefühlslage nach dem Spiel nicht zusammenfassen können. Mit einer Saulaune ging es in den Bus und anschließend ohne
Pause gen Heimat. Und auch wenn während der Rückfahrt alle wieder lachen konnten, saß und sitzt der Stachel ob dieses Sonntags tief. Es bleibt zu hoffen, dass unsere Jungs endlich das
Wundermittel zu konstanten Leistungen finden. Anderenfalls gerät selbst das Minimalziel Playoffs in Gefahr!
Lok Bernau – Dresden Titans 82:63
16. Spieltag, 2. Bundesliga ProB
Zuschauer: 610
Gäste: ca. 50
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